Die Suche nach den 10 Trilliarden
Naturwissenschaftler sind ja manchmal fürchterlich neugierige Menschen. Physiker vor allem – oder war es in diesem Fall ein Chemiker?
Ich habe mich damals wahrscheinlich gerade in der Zeit im Physik- oder Chemieunterricht auf meine andere Leidenschaft konzentriert – nein nicht die süße Rothaarige in der zweiten Reihe – es war das Zeichnen von Comicfiguren. Auf jeden Fall habe ich wohl nicht richtig zugehört.
Um der Gerechtigkeit willen sagen wir jetzt einfach mal ein Physiker und ein Chemiker saßen in einem kleinen Restaurant zusammen und wollten nach dem zweiten Bier wissen, wie viele Atome dieser Zigaretten verseuchten, stickigen Luft sie bei jedem Atemzug in ihre Lungen aufsogen. Schnell wurden Bierdeckel und Servietten zu Mittätern bei hochwissenschaftlichen, komplizierten Berechnungen und schwupps war das Ergebnis geboren.
Im Durchschnitt inhaliert jeder von beiden bei jedem Atemzug zehn Trilliarden Atome ein.
Das sind dann 10²² oder eine 1 mit 22 Nullen oder einfach 10 000 000 000 000 000 000 000 Atome,
die sich in Form von Staub, Zigarettenrauch, Biertröpfchen, Pilzen oder Sporen und eventuell noch einigen wenigen wichtigen Sauerstoffatomen über die Lungenbläschen und anschließend über den Körper her machen. Und das bei jedem neuen Atemzug!
Ein Abend in einem Restaurant kann so schön und dennoch so grausam sein.
Schnell wurde das Gedankenexperiment auf die vor ihnen stehenden Essensreste ausgeweitet. Schweineschnitzel mit Pommes, einem kleinen Salat aus dem Glas und zum Nachtisch eine Portion Tiramisu. Dazu wie gesagt die zwei Bier- friesisch herb versteht sich!
Da unser Verdauungssystem keine einzelnen Atome sondern nur komplexe Moleküle aufnimmt, war die Rechenkunst schnell am Ende der Serviette und der Lösungsannäherungen angelangt. Um das Experiment weiter spinnen (äh, wissenschaftlich beurteilen) zu können, wurden als Basis die zehn Trilliarden Atome als Summe der in dieser verzerrten Mahlzeit enthaltenen komplexen Molekülstrukturen angenommen.
Die Moleküle im Einzelnen: kein Zigarettenrauch, keine Pilze, keine Sporen sondern Proteine angereichert mit Antibiotika und Antidepressiva, Kohlenhydrate mit reichlich Fettsäuren und Geschmacksverstärkern, Farbstoffen und Konservierungsmitteln. Kurz die Auswahl der natürlichen und zu verwendenden Moleküle war äußerst eingeschränkt. So etwas oder so ähnliches wurde dann auf den Verdauungstrakt losgelassen, der die traurige Aufgabe bekam, daraus einige wenige noch für den Organismus brauchbare Moleküle zu extrahieren.
Und wofür dieser ganze Aufwand?
Nun in jeder Sekunde, die unsere beiden Wissenschaftler beim zweiten Bier saßen, sollten 50 Millionen neue Zellen in ihrem Körper neu gebildet werden. Pro Sekunde! Damit diese neuen Zellen gesund, kräftig und lebensfähig sind, werden dafür auch gesunde Baumaterialien gebraucht: zum Beispiel Fette, Zucker, Vitamine, Mineralien, viele verschiedene Phytobestandteile und ähnliche wichtige Materialien. Doch bei der in diesem Beispiel dem Organismus angebotenen Mischung war der Erfolg mehr als zweifelhaft.
Unsere beiden – Physiker und Chemiker – hatten sich über dieses Gedankenexperiment bewusst gemacht, dass die ganze Physik und Chemie der Nahrungsaufnahme nur dann richtig Spaß macht und sinnvoll ist, wenn sie Körper, Geist und Seele mit gesunden, vollständigen und schmackhaften Grundbaustoffen für neue, lebensfähige und aktive Zellen versorgt.
Der Entschluss war schnell gefasst: Weg mit Zettel und Stift und der vielen Theorie. Das mit der gesunden Versorgung mit den richtigen „Lebensmitteln“ für lebendige Zellen würden sie dann beim nächsten Mal zusammen mit dem anderen Wissenschaftskollegen aus der Abteilung Biologie noch mal intensiver annehmen.
Doch gegen wissenschaftlichen Frust und zur Stärkung des ach so geprüften Verdauungstraktes und seines Kollegen der Lunge mussten zur Nervenstärkung schnell noch einige B – Vitamine getankt werden:
noch zwei friesisch herbe, versteht sich!